Nachfrage auf Aussagen zum Erhalt der „öffentlich-rechtlichen“ Rundfunkanstalten
Autor: Bürgermedienverein Leipzig Stand: 2021-12-29
Aussage A
Ohne ö.r.R. hätten wir nur
noch private Sender wie z.B. RTL !
Problem sind nicht die Sender, sondern das Medium. Rundfunk /
TV verhindert Austausch.
Sender vs.
Empfänger. Derartige Medien sind ungeeignet für das Gelingen der
Demokratie. Gebraucht werden Medien, welche Austausch ermöglichen.
Diese existieren bisher nicht.
Aussage B
Im Internet kann ja jeder
Fake-news verbreiten! Es kann jeder schreiben was er will.
Das sind zwei verschiedene Aussagen:
Aussage B1
Es kann jeder schreiben was er
will.
Jeder hat das Recht zur Meinungsäußerung. Wenn nur
Privilegierte die Möglichkeit zur Meinungsäußerung haben, ist das
das Gegenteil von Meinungsfreiheit und Demokratie.
Aussage B2
Über Plattformen im Internet
ist es möglich, Fake-news verbreiten!
Ob Aussagen zutreffen die per Rundfunk / TV gesendet werden, kann man nur über ein anderes Medium hinterfragen – nicht unmittelbar per Rundfunk.
Nicht hinterfragbare Aussagen sind keine Nachrichten (1).
Zusammenfassend zu B1 und B2:
Jeder Bürger sollte das Recht
haben, an jeder öffentlichen Diskussion teilnehmen zu dürfen. Ein
Medium muss das Hinterfragen und den Austausch ermöglichen.
Fake-news sind ein Problem, welches Medien geschuldet ist, welche
Hinterfragen verhindern: zuerst Rundfunk / Fernsehen, dazu Medien in
privater Hand, die willkürlich über die Mediennutzung entscheiden.
Note (1) nachfolgende Antworten zeigen, dass Aussagen, die ohne die vorherige Auswahl durch den Empfänger, bezogen auf die Bedeutung für den Empfänger, an diesen geliefert werden, eben konsequenter Weise keine Bedeutung für den Empfänger haben. Solche “Nachrichten” haben deutlichen Charakter von Unterhaltung. Siehe (D,G)
Aussage C
Nur der öffentlich rechtliche
Rundfunk ist vertrauenswürdig und glaubwürdig, weil unabhängig.
Nur durch Hinterfragen ist der Wahrheitsgehalt von Aussagen
festzustellen, siehe Antwort B2. Rundfunk / Fernsehen: „Vertrauen“
bzw. Glauben ist die einzige Option.
Aussage C2
Der ö.r. Rundfunk ist
unabhängig von Wirtschaft und Politik. Die Anstalten verfolgen kein
wirtschaftliches Interesse.
Warum unabhängig? Die ö.r. Rundfunkanstalten hängen vom Erhalt ihrer Finanzierung ab – der Erhalt der Finanzierung und der Selbsterhalt ist damit erstrebenswert. Damit hat die Finanzierung großen Einfluss.
Aussage C3
Der Rundfunk ist staatsfern.
Worin besteht die Staatsferne, wie wird diese gewährleistet?
Durch die Finanzierung? Siehe Antwort C2.
Kein
staatlicher Einfluss? Wie soll das gehen, wenn der Auftrag durch
Vertreter (Gesetzgeber) festgelegt wird statt durch die Nutzer
(aktuell: Empfänger)?
Auftrag ist staatsfern: Auftrag ist nicht
der Rundfunk. Die Rundfunkräte sind gesetzwidrig nicht staatsfern
besetzt
Infrastruktur ist staatsfern: ja, aber nicht öffentlich
und nicht rechtlich
Anstalten sind staatsfern: Die
Rundfunkanstalten sind vor allem intransparent. Daher ist es
unmöglich, “staatsferne” zu belegen. Wiederholte Auffälligkeiten
sprechen für das Gegenteil.
Aussage D
Ich
habe gar keine Zeit, alles zu hinterfragen.
Beliebige Aussagen ohne vorherige Abstimmung der Bedeutung für den Empfänger sind keine „Information“, sondern Unterhaltung (2). Speziell, wenn das Interesse des Empfängers daran so gering ist, dass er die Aussage nicht hinterfragen will. Das als „Vertrauen“ kaschierte Desinteresse, nachzufragen, ist die Einladung zum Missbrauch durch den Sender. Die Umdeutung der Unterhaltung als „Information“ ist Framing der ö.r. RA. .
Note (2) weiterer Beleg dafür, dass Rundfunk / Fernsehsendungen hauptsächlich den Charakter von konsumierbarer Unterhaltung und nicht von Informationen haben. Siehe B2
Aussage E
Minderheiten werden vertreten.
Wie kann der ö.r.R bisher absichern, dass jede beliebige Minderheit medial repräsentiert wird? Die Auswahl der „Minderheiten“ und Themen ist im besten Fall pure Willkür. Es handelt sich um ein Alibi, eine Rechtfertigung. Medium und Auftrag sind nicht geeignet, Vielfalt zu repräsentieren.
Aussage E2
Nur der ö.r.R. ermöglicht die
Finanzierung von nicht rentablen Programmen.
Wieso sollten nicht-rentable Programme finanziert werden? Wenn die Mehrheit (der Gesellschaft) es so will, dann ist das der Wille der Mehrheit.Was ist die Grundlage für die Auswahl von Themen, die nicht dem Interesse der Mehrheit entsprechen? Wie wird über die Relevanz von Themen entschieden?
Aussage E3
Es ist sozial für Dinge zu zahlen die
man selbst nicht nutzt.
Der Rundfunk trägt nicht zu einer gesunden Gesellschaft bei. Er verhindert Diskurs und Teilnahme. Er verhindert das Gelingen der Demokratie. Dass z.B. Rentner kurz über der Mindestrente hohe Pensionen mitbezahlen, ist keinesfalls sozial.
Aussage E4
Der öffentlich rechtliche Rundfunk
sorgt für Diversität
Unpräzise Aussage. Welche Diversität ist gemeint? Z.B. Diversität der Inhalte, Bevölkerungsgruppen, Meinungen? Die Auswahl ist willkürlich. In Bezug Minderheiten, siehe E. Bezüglich Themen, siehe E2, F, G .
Aussage F
Der öffentlich rechtliche
Rundfunk hat einen Bildungsauftrag.
Warum soll Bildung eine Aufgabe des Rundfunks sein, statt Aufgabe der dafür vorgesehenen Einrichtungen (Schulen, Hochschulen, Bildungseinrichtungen)? Diese Bildungseinrichtungen können auf das konkrete Bildungsbedürfnis der Auszubildenden, Schüler, usw. eingehen. Dazu ist Rundfunk nicht in der Lage, weil Bildungsthemen ohne Bezug zum Empfänger ausgewählt werden.
Aussage F2
Wie kann man mich auf andere, mir nicht
bekannte, Themen aufmerksam machen?
Wozu? Ablenkung, statt sich selbstbestimmt über relevante Themen zu informieren.
Denkbar wäre eine Auswahl durch ein wertfreies Zufallsprinzip. Jegliche Moderation ist subjektiv und grundsätzlich der Beeinflussung unterworfen.
Aussage G
Der ö.r. Rundfunk liefert zuverlässig Informationen.
Jede Aussage, die nicht Antwort auf eine Frage eines Interessenten ist, hat primär keine Relevanz für den Fragenden und kann daher nicht als Information, sondern nur als Unterhaltung gelten (3) und siehe Aussage D. Jede nicht vom Nutzer getroffene Relevanzauswahl kann maximal als Unterhaltung dienen.
Note (3) :Ohne Relevanz / Bezug des Inhaltes zu dem Empfänger der Aussage ist der Wert als Information zufällig. Im Normalfall ist nicht damit zu rechnen, dass zufällig Relevanz / Bedeutung des Inhalts der Aussage für den Empfänger der Aussage besteht. In all diesen Fällen – der Normalfall bei Auswahl der Inhalte nicht durch den Empfänger – handelt es sich letztlich um Unterhaltung, nicht um Information.
Aussage H
Einen Stream muss jeder herunterladen und verbraucht dadurch mehr Ressourcen als Rundfunk (muss nur einmal gesendet werden).
Das ist kein Problem des Mediums sondern der Wirtschaft, man
könnte das Angebot auch anders gestalten, im Gegensatz zum Rundfunk
/ TV:
- erneutes Herunterladen = erneutes Bezahlen: Anliegen der
Privatwirtschaft, keine Notwendigkeit
- Alternative: einmal bei
Bedarf herunterladen, speichern und ggf. weitergeben – deutlichst
weniger Ressourcen (weniger Relais).
Rundfunk: völlig
unabhängig vom realen Bedarf immer volle Sendeleistung, zu jeder
Zeit = Ressourcenverschwendung
Aussage I
Die Qualität der Medien / Sendungen ist hoch.
Ist ein reines Konsumprodukt (da Relevanzauswahl nicht bei dem Nutzer liegt und daher der Konsum und nicht nutzerrelevante Information bestimmend ist, siehe G). Qualität kann nicht hoch sein, da das Medium grundsätzliche Anforderungen an ein Qualitätsmedium nicht erfüllt. Weder Austausch noch Hinterfragen ist möglich. siehe u.a. E3
Aussage K
Den Beitrag muss doch jeder zahlen!
in der aktuellen Form extrem unsozial und ungleich verteilt, trotz der gegenteiligen Rechtfertigung des Bundesverfassungsgerichts im Urteil von 2018.
Aussage M
Irgendwo muss die Wahrheit doch herkommen.
Wahrheit, die nicht hinterfragt werden kann, ist nicht Wahrheit, sondern Behauptung.
Weitere, ähnliche Aussagen
Das Gute ist, dass es so viele Sender gibt → siehe E
Die Bürger umfassend und korrekt informiert werden → siehe G
Zusatzbemerkungen
Ergebnis von 70 Jahren „Bildung“ durch Medien: Spaltung
der Gesellschaft.
Sendungen kommen nur zu bestimmten Zeiten, mit entsprechenden Folgen (siehe Ressourcen)
Ergänzung zu F:
Das, was Fernsehen liefern kann, ist
allenfalls eine Pseudo-Bildung, Unterhaltung mit interessanteren
Inhalten. Bildung kommt aus Interesse und entsteht durch tätig-sein.
Dazu gehört Aktivität. Ich interessiere mich → ich versuche es →
ich erfahre etwas → ich habe gelernt.
Die „passive Bildung“
berücksichtigt das Interesse kaum, Unterhaltung und Konsum steht im
Vordergrund. Das Fernsehen setzt fort, was das Schulsystem beginnt.
Die vorstehende Liste greift Pseudo-Argumente, Ablenkungsversuche und Kontextverschiebungen auf, die als Rechtfertigung für den Erhalt der ö.r. Rundfunkanstalten vorgebracht werden. Die Darstellung unpassender Zusammenhänge ist gängige Methode, „framing“ u.a. .
Die Zunahme von Rechtfertigungen der Existenz der Rundfunkanstalten verdeutlicht die Aktualität des Problems: die Medien der Rundfunkanstalten verhindern demokratischen Austausch & Diskurs. Die ö.r.Rundfunkanstalten tragen nicht zum Gelingen der Demokratie bei, sondern verhindern das.
Wenn Sie sich für das Thema interessieren, schlagen wir die Frage vor:
Was sind Anforderungen an Medien *, die zum Gelingen der
Demokratie beitragen sollen ?
Unsere Vorschläge dazu finden Sie hier.
* bzw. „mediale Plattformen“, da Medien nicht auf Technologie oder Infrastruktur beschränkt sind, siehe z.B. „social media“
Bürgermedienverein Leipzig 29.12.2021 buergermedienverein.de